Ich bin für fast 7 Wochen in British Columbia, Kanada, unterwegs. Eine der großen Freuden meines Berufs ist, dass ich an einige der schönsten Orte dieser Erde eingeladen werde, und die Inseln vor Vancouver in British Columbia gehören definitiv dazu.
Meine Reise begann mit der Teilnahme am Salt Spring Island Contact Improvisation Festival. Ich nahm Unterricht bei Angie Hauser und Chris Aiken (Chris ist seit vielen Jahrzehnten einer meiner liebsten DozentInnen und ein guter Freund - siehe meinen Podcast mit ihm https://www.youtube.com/watch?v=WQQENSMQJn4). Ich tanzte mit feinen KollegInnen und TeilnehmerInnen, nahm an einer Podiumsdiskussion über CI teil und performte ein kurzes Solo auf. Was für ein Vergnügen!
Danach reiste ich nach Hornby Island, einem Ort, an dem Familien im Sommer Urlaub machen, mit weitläufigen Sandstränden und wunderschönen Felsformationen. Mein Weg führte mich dann zum Hollyhock Leadership Center auf Cortes Island, einem bahnbrechenden Retreat Zentrum in Kanada, das visionäre und innovative Lehrer in einer absolut atemberaubenden Kulisse aus Meer, Wald, einem nie zuvor gesehenen Blumen- und Bio-Gemüsegarten, umwerfendem Essen, Whirlpool, Sauna und großartigen Menschen zusammenbringt.
Dort nahm ich an einem Retreat mit dem Titel „Non-Dualismus - Eine Erforschung der mühelosen Präsenz“ mit Lama Tsültrim Allione teil. Ich wollte Lama Tsültrim schon seit mehr als einem Jahrzehnt treffen, nachdem ich ihre einmaligen Bücher „Frauen der Weisheit“ und „Feeding your Demons“ gelesen hatte und sehr beeindruckt war von ihren buddhistischen Lehren, die sie mit ihrer Sicht der Psychologie, Ökologie und Feminismus verbindet. Ich praktiziere seit 2005 tibetisch-buddhistische Meditation und fühle tiefe Dankbarkeit meinen Lamas für ihre Weisheit und ihren Schutz gegenüber, und doch waren sie alle männlich.
Daher war es eine große Freude, Lama Tsültrim zu treffen, denn sie ist nicht nur ein vollständig befreiter und anerkannter Lama (Lama bedeutet LehrerIn auf Tibetisch), sondern auch, weil sie eine sehr klare Sprache zu den Themen Mutterschaft und spirituelle Praktiken in Verbindung mit der persönlichen Erfüllung als Frau spricht. Und sie spricht über die Zerstörung der Erde, unsere tiefsitzende Angst vor dem Weiblichen, die eine Mitursache dafür ist, wie wir bewusst einen passenden Weg für uns finden können, durch praktischen Aktivismus als auch durch Meditation zu handeln.
Im Non-Dualität-Retreat sprach sie über den „Grund des Seins“ oder die „Große Mutter“ - was wörtlich „der Grund, aus dem alle Wesen und alle Dinge entstehen“ bedeutet. Für mich ist dies ein Ansatz, bei dem alles seinen Platz hat, alles ein Teil einer größeren Erfahrung sein kann und alles möglich ist. Für mich fühlt sich dies auch wie ein zutiefst weiblicher Raum an. Er ist nicht-dual, also auch ohne Wertung, und das bezieht sich für mich natürlich auf die Praxis des Authentic Movement und Improvisation.
„Der eine Grund des Seins ist die unendliche Potentialität, aus der das gesamte Universum hervorgeht - die Quelle aller Schöpfung. Diese unendliche Potenzialität ist formlos und so weitläufig, dass sie sich jedem Versuch entzieht, sie in Begriffe zu fassen oder in Zeit und Raum zu begrenzen... Die „zwei Pfade“ entstehen, wenn der Grund des Seins sich ausdrückt. Die „zwei Pfade“ entstehen, wenn der Grund des Seins sich selbst ausdrückt oder sich selbst in Erscheinungen äußert, indem er sein reines, leuchtendes, regenbogenfarbenes Licht ausstrahlt. ... An diesem Punkt erkennt das individuelle Bewusstsein entweder diese reine regenbogenfarbene Leuchtkraft, die sich als Erscheinungen manifestiert, als untrennbar von sich selbst, oder es sieht diese Leuchtkraft, die sich als eine separate Welt der Erscheinungen manifestiert. In diesem Moment findet die Spaltung statt und es entstehen zwei Pfade: der eine Pfad der Befreiung, der die Untrennbarkeit anerkennt, und der zweite Pfad der Verwirrung, der die Erscheinungen als getrennt ansieht und Furcht und Angst erzeugt. Dieser Weg der Verwirrung bildet die dualistische Barriere, und unsere Ego-Fixierung wird zu einem Mittel, um unsere Trennungsangst aufzulösen, und das Ergebnis dieses Weges wird Samsara genannt, das Muster des Festhaltens, das uns durch Leben, Tod und Wiedergeburt treibt. Dies ist der Weg, den wir alle gegangen sind.“
Lama Tsültrim Allione (aus ihrem Buch „Wisdom Rising“)
Im Kern lässt sich unser ganzes menschliches Dasein so zusammenfassen. Wir müssen immer noch unsere Rechnungen bezahlen, uns um unsere Kinder und unsere Lieben kümmern, morgens aufstehen und uns die Zähne putzen usw. Und doch, so glaube ich, suchen viele von uns nach etwas, das dieses „Mothership“ anspricht, unseren Grund des Seins, der unsere Existenz stützt, nährt, hält und enthält. Ich habe das Gefühl, dass wir in unseren Praxis durch Tanz, Bewegung und Berührung in vielerlei Hinsicht einen Einblick in diesen Grund des Seins erhalten. Die Verbindung zu einem tief verwurzelten Gefühl von Boden durch die Beziehung zur Schwerkraft, lädt unser intuitives Gefühl, von der Erde unterstützt zu werden ein. Aber auch spielen, kreativ sein, zuhören, „Dinge“ auftauchen lassen... sich von unseren Erwartungen befreien und ein beweglicher Behälter für Informationen werden, die durch uns tanzen.
(c)sabfab Lama Tsültrim Allione am Strand von Hollyhock Retreat Center, Cortes Island, Kanada
mehr infos https://www.taramandala.org
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